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Die Säulen des Gartens

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in Haus ohne einen galanten Baum an seiner Seite wirkt verloren und traurig. Der sogenannte Hausbaum erfüllt vielfältige Zwecke und sollte als Partner des Hauses mit Bedacht ausgewählt werden. Sein Charakter sollte zum Baustil und zu den Bewohner*innen passen. Am schönsten ist es, wenn der Baum seine Krone wie einen schützenden Schirm über das Haus halten darf. Eine solche Symbiose wirkt heimelig und charmant.

Bäume sind die wichtigsten Pflanzen im Garten. Sie leben meist länger als alle anderen Bewohner*innen des Ortes, nehmen den meisten Raum ein und bestimmen über die restliche Gestaltung.

Durch ihre Größe und den relativ geraden Stamm geben sie dem Raum einen Rahmen und optischen Halt. Gestalt und Lebenszyklus des Baumes (Wuchstyp, Blüte, Blattform, Frucht) beeinflussen die Lebensbedingungen und Nutzungsmöglichkeiten des Gartens.

In den vergangenen Jahren sind Trockenheit und Sonneneinstrahlung stärker geworden. Daher ist die Fähigkeit von Bäumen, Schatten zu spenden, besonders wichtig geworden. Die meisten Menschen flüchten sich im Sommer gerne in den Schatten von Bäumen und auch Pflanzen, die als sonnenhungrig gelten schätzen mittlerweile zeitweise Beschattung, um ihre Blätter vor Verbrennung zu schützen. Baumschatten hat eine ganz andere Qualität als Schatten vor Mauern oder unter Sonnenschirmen. Das Mikroklima in der Nähe von Bäumen ist angenehmer. Blätter verdunsten Feuchtigkeit, tanzen im Wind, rascheln, spielen mit dem Licht und zaubern Bilder in die Umgebung. Hier gedeihen Gräser und krautige Pflanzen im Unterwuchs. Ein besonderer Geruch erfüllt die Luft, der sich je nach Jahreszeit verändert.

Über´s Jahr entstehen viele sehr unterschiedliche Bilder. Jeder Augenblick ist einzigartig. Im Frühling prägen zarte Blüten das Bild, im Sommer derbe, meist grüne Blätter, die sich im Herbst oft gelb-orange verfärben, Früchte reifen und im Winter bleibt das nackte Astgerüst. Auch der Baum selbst verändert sich. Über Jahrzehnte oder Jahrhunderte hinweg wächst er in alle Richtungen und dehnt sich in seine ureigene Form hinein aus. Diese ist als Information bereits im Samen angelegt. Aus einer kleinen Eichel entwickelt sich langsam, unaufhaltsam eine tausendjährige Eiche, die unzähligen Tieren als Lebensraum und Nahrungsquelle dient.

Text: Patricia Geyer, Fotos: Nina H. Niestroj/nhs photodesign