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Spätherbst: Rückzug auf´s Wesentliche

Spätherbst: Rückzug auf´s Wesentliche

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m Spätherbst reduziert sich das Leben auf´s Wesentliche. In Vorbereitung auf eine lange Periode der Kälte und Dunkelheit beschränkt sich die Vitalität auf ein für das Überleben notwendiges Minimum. Die letzten Vorräte werden eingelagert, Höhlen für die Überwinterung eingerichtet und allmählich der Winterschlaf eingeläutet. Zugvögel sind längst auf dem Weg in den Süden. In der Natur wird es stiller.

"Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben.“ (R. M. Rilke)

Das letzte Herbstlaub gibt jetzt nach, lässt sich von nasskalten Stürmen durch die Luft wirbeln, fühlt sich kurz frei und schwerelos, bevor es zu Boden sinkt, um dort allmählich zu Erde zu werden und so am ewigen Kreislauf teilzunehmen.

Denn Herbstlaub ist kein `Dreck´, wie manch Unerleuchtete glauben, sondern pure Nahrung, die erst allerlei Tieren (Käfern, Raupen, Schnecken u.a.), dann Mikroorganismen und schließlich dem Baum selbst wieder zur Verfügung steht. Wer Laub im Garten liegen lässt, kann beobachten, wie Vögel im Winter darunter nach Nahrung picken. Das zeigt, wieviel Leben dort noch zu finden ist. Das Laub wirkt wie eine warme Decke für Kröten, Eidechsen oder Ringelnattern. Auch Käferlarven sind dort gut aufgehoben, wenn wir sie in Ruhe lassen. Größere Laub- und Reisighaufen nutzen Igel gerne zum Nestbau.

Fallobst, das wir nicht selbst für den Wintervorrat brauchen, darf gerne auf der Wiese liegen bleiben. Im Frühling ist es auf wundersame Weise verschwunden und eine Anzahl hungriger Tiere bedankt sich für die süßen Energiespender. Auch Nüsse und Samen von Bäumen und Kräutern werden von Vögeln, aber auch von Eichhörnchen geschätzt, die sich an milden Wintertagen auf Nahrungssuche begeben. Außerdem sind Fruchtstände unterschiedlicher Pflanzen die Zierde karger Wintertage.

Ohne Blätter und Blüten sind Pflanzen auf ihr wesentliches Grundgerüst reduziert. Jede ist immer noch klar erkennbar. Darin zeigt sich die Kernaussage ihres Lebensmusters. In den Samen steckt schon das neue Leben, das eben diesem Muster wieder folgen wird. So wiederholt sich alles in ewiger Veränderung und das Neue ähnelt dem Alten.

Wenn Farben verschwinden oder blasser werden, konzentriert sich der Blick mehr auf Formen und Texturen. So fallen auch winzige Lebensformen auf, die sonst leicht übersehen werden. Dieser kleine, perfekt geformte Pilz ist Ausdruck für die Verwandlung von Materie. Totes Holz wird zersetzt und in seine Bestandteile zerlegt. Durch diesen Prozess kann es irgendwann zu neuem Leben erwachen...