ie Ernte ist eingeholt, letzte Blätter flattern aus Astgerüsten, Wind, Regen und Dunkelheit beginnen die Welt zu bestimmen. Einigeln scheint das Mittel gegen Novemberblues zu sein. Nicht nur Igel verkriechen sich in kuschelige Winterquartiere, um die unwirtlichen Monate, die nun vor uns liegen, möglichst unbeschadet zu überdauern. Einige andere Tiere tun es ihnen gleich. Zugvögel und Wanderfalter sind schon auf dem Weg Richtung Süden. Das Leben scheint sich aus der Welt zurückzuziehen und doch können wir jetzt dafür sorgen, dass es fortbesteht.
„Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen, war vor zwanzig Jahren, die zweitbeste ist jetzt.“ (Sprichwort)
Wer etwas gegen den Abschiedsschmerz unternehmen möchte, kann jetzt optimistisch die Zukunft mitgestalten und Bäume pflanzen, ganz im Geiste der Geschichte „Der Mann, der Bäume pflanzte“ von Jean Giono. Dieser pflanzte, unbehelligt vom ersten und zweiten Weltkrieg, stetig Baumsämlinge und verwandelte durch sein selbstloses Tun eine verödete Gegend in eine lebendige, fruchtbare Landschaft.
Wer Bäume pflanzt braucht Platz und Geduld. Großbäume, wie diese Linde, heranwachsen zu sehen, macht demütig. Eine Linde kann, im Gegensatz zu Menschen, viele hundert Jahre alt werden. Außerdem hat sie die besondere Fähigkeit, sich aus äußeren Rindenteilen heraus zu erneuern, auch wenn der Kern und Teile des Umfangs absterben. Insofern ist sie, was Vitalität und Lebensdauer anbelangt, dem Menschen weit überlegen. Vielleicht ist das der Grund, warum Linden häufig an zentrale Orte in Dörfern und Städten gepflanzt wurden. Dort stehen sie als scheinbar unsterbliche Wächter.
Wann das Laub endgültig fällt, ist von Art zu Art unterschiedlich. Manche Bäume behalten ihre vertrockneten Blätter über den gesamten Winter hinweg. Sie werden erst abgestoßen, wenn neue Blätter durchtreiben. Dieses Phänomen ist bei Stieleichen und Buchen sehr auffallend. Ihr verblasstes Laub schimmert oft kupferfarben in winterlicher Sonne.
Wenn die Blätter gefallen sind, lassen sich sehr schön die unterschiedlich geformten Baumkronen erkennen. Mit geübtem Blick kann man auch über viele hundert Meter hinweg Bäume anhand ihrer Wuchsform eindeutig bestimmen. Im Winter ist dies noch leichter. Die typisch ausgeprägte äußere Form, das Zweiggerüst, die Rindenfärbung: Das alles sind gute Hinweise, um eine Art zu bestimmen. Deshalb ist es auch schade, wenn Baumkronen stark zurückgeschnitten werden. Sie verlieren damit ihren arttypischen Charakter und einen Teil ihrer natürlichen Würde. Wenn klar ist, dass ein Baum langfristig zu groß würde für seinen Standort, sollte er frühzeitig erzogen werden, damit er durch fachlich richtigen Schnitt in seiner Form erhalten bleibt.
Immergrüne fallen besonders ins Auge, wenn andere Gehölze entlaubt sind. Da sie sich dem allgemeinen Absterben widersetzen, gelten sie als Symbole für ewiges Leben. An Weihnachten schmücken wir mit Immergrünen unsere Häuser und verbinden damit die Hoffnung auf Fortdauer und Erneuerung. Auch auf Friedhöfen werden hauptsächlich Immergrüne gepflanzt. Besonders Eiben sind typische Friedhofspflanzen. Da sie nicht nur immergrün, sondern auch tödlich giftig sind, verkörpern sie beides: Tod und ewiges Leben, Abschied und Neubeginn.