anchmal geht das Leben überraschend zu Ende. Auch Bäume sind Lebewesen, die Krankheiten zum Opfer fallen können. Aufgrund zunehmender Stressfaktoren, wie Hitze, Trockenheit und daraus resultierendem Wasser- und Nährstoffmangel, werden Pflanzen geschwächt und immer häufiger von Schädlingen, vor allem Pilzen überwältigt. So ist es auch einem unserer stattlichen Walnussbäume in diesem Jahr ergangen. Mit letzter Kraft bildete er im Frühjahr einen Teil seiner Blätter aus und entwickelte einige etwa murmelgroße Früchte. Doch Ende Juni hatte er kapituliert und starb vollends ab.
„Wer fällt, der muss auch pflanzen!“
Baumexperten diagnostizierten Tod durch Pilzbefall, aufgrund multipler Vorschädigung, wie Wurzelbeschädigung und Trockenstress. Was wir daraus lernen, ist, dass wir die Standort- und Lebensbedingungen von Pflanzen optimieren müssen, wenn wir sie langfristig erhalten wollen. Doch nun musste dieser große Baum gefällt werden.
Unser Team erfahrener Baumkletterer nahm sich dieser Aufgabe an. Mithilfe von Seilklettertechnik zerteilten sie die Krone Stück für Stück von innen heraus. Gut gesichert und am Boden mit dem Kollegen verbunden, kann sich der Kletterer bis in äußere Kronenbereiche vorwagen und die Äste so ablängen, dass sie schadlos zu Boden fallen.
Am Wurzelhals sieht man nun, dass am Rand ein Pilz mit der Zersetzung des Leitungsgewebes begonnen hat. An einzelnen Starkästen war fast der gesamte Bereich unter der Rinde von Pilzmyzel durchdrungen. Der Baum konnte sich dadurch selbst nicht mehr versorgen. Der gekappte Stamm wird jetzt zu Feuerholz verarbeitet. Die Wurzel bleibt im Boden und darf weiter von Mikroorganismen zersetzt werden.
Zerfallendes Holz ist ein guter Nährboden für neues Leben. Während eher trockenes, stehendes Totholz gerne von Hohlraumbewohnenden Insekten und Vögeln genutzt wird, kann eher feuchtes, liegendes Totholz von Pflanzen besiedelt werden. Hier tummeln sich auch Käfer, Ameisen und andere bodengebundene Arten. Holz wird zu Humus und dient dem Bodenleben, das wiederum für Bodenfruchtbarkeit sorgt. So schließt sich ein Kreis.
Alte Bäume sind unersetzlich. Muss doch mal einer weichen, sollten mindestens ein bis zwei neue gepflanzt werden, auch wenn sie Jahrzehnte brauchen, bis sie den ökologischen Wert des Alten ersetzen können. Wir haben uns für das Pflanzen zweier Esskastanien auf dem Gelände von Mayer & Bühler entschieden. Diese dürfen nun ganz in der Nähe des ehemaligen Walnussbaumes wachsen und hoffentlich gedeihen. Die Esskastanie (Castanea sativa) kommt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und wurde in Deutschland von den Römern eingeführt. Vor allem im Pfälzer Wald gibt es große Bestände davon. Sie kann 500 Jahre alt werden, ist anpassungsfähig, wärmeliebend und trockenheitsverträglich. Ihre Früchte, in der Pfalz als Keschde bekannt, werden von Mensch und Tier als Nahrung geschätzt. Das witterungsbeständige Holz kann vielfältig genutzt werden und ist derzeit vor allem als Staketenzaun im Einsatz. Mit der Pflanzung von Bäumen wirken wir in die Zukunft, weit über unsere eigene Lebenszeit hinaus. Sie sind ein Geschenk an unsere Nachkommen. Heute freuen wir uns schon auf die ersten heißen Maroni, vielleicht schon im nächsten Herbst.