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Winterruhe: Warten auf´s Licht

Winterruhe: Warten auf´s Licht

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lles hat seine Zeit. In Mitteleuropa geben uns die Jahreszeiten Hinweise darauf, was gerade dran ist. Das Zusammenspiel von Tageslänge, Licht und Wärme erschafft natürliche Formen und Bilder, die zu einer bestimmten Zeit gehören. Die Qualität dieser Erscheinungen korrespondiert mit der Natur in uns Menschen. Immer, wenn es gelingt, die Schicht zielstrebiger Umtriebigkeit zu durchbrechen, spricht diese Natur zu uns und offenbart etwas Wahrhaftiges, das unabhängig von akuten gesellschaftlichen oder persönlichen Krisen dauerhaft existiert: Das Leben selbst.

"Was das Leben reich und liebenswert macht, ist das Leben selbst, die reine Lebendigkeit, die sich in allem zeigt."

Bei einem Winterspaziergang wird der Kopf frei gepustet und die Gedanken wandern mit den Entdeckungen am Wegesrand. Die Landschaft ist auf´s Wesentliche reduziert. Eine Spur im Schnee. Ein Eichhörnchen huscht vorbei. Eine Krähe verliert eine Nuß im Vorbeiflug. Ein Hase duckt sich ins Feld. Meisen flattern im Gebüsch. Amseln picken an liegen gebliebenem Fallobst. Ausgestattet mit dickem Fell oder üppigem Gefieder erinnern sie jetzt daran, dass Lebewesen um uns herum aktiv sind. Einem eigenen Plan folgend, nehmen sie ihren Platz in der Welt ein. Einzelne Hagebutten sitzen im Gewirr einer Heckenrose. Eiskristalle umhüllen Äste und Halme. Knospen versprechen Erneuerung, doch noch bewahren sie die zarten Blüten und Blättchen in einer schützenden Hülle. Der Winter wird noch dauern, aber wir sind bereit aufzubrechen, wenn die Zeit reif ist!

Gärten sind Refugien für das Leben. Hier darf es sich ausbreiten und uns immer wieder an unsere eigene Lebendigkeit erinnern. Wer sich im Februar im Garten umsieht, stellt fest, dass es trotz eisiger Kälte, stürmischer Schnee- oder Regenfälle, deutliche Zeichen für den Aufbruch gibt. Das Licht weckt schlummernde Kräfte. Winterlinge trotzen der Kälte und strecken ihre gelben Strahlen der Sonne entgegen. Schneeglöckchen lassen weiße Blütenkelche über starrer Erde wippen. Der Holunder schiebt erste Blätter ins Freie. Ihre Bitterkeit weckt auch meine Lebensgeister, wenn ich sie mir (wohldosiert) einverleibe. Die Zeit der wilden Kraftspender hat begonnen. Wohl denen, die Ihnen im Garten Raum geben, denn sie werden reich beschenkt werden!